Was Mann wissen muss – Gentlemen’s Style
„Etikette zahlt sich aus“, sagt Stefanie Frieser. Deutschlands Benimmexpertin Nr. 1 weiß: Gutes Benehmen beflügelt den beruflichen ebenso wie den privaten Erfolg. Dazu zählen nicht mechanisch eingeübte, gute Umgangsformen: Einer Dame die Tür aufhalten oder den Stuhl am Tisch zurechtrücken kann jeder Mann. Gelassenheit, Herzensbildung und Humor machen einen Mann zum Gentleman, so die Inhaberin des Benimmportals kniggecoaching.de. „Ein ehrliches Interesse an seinem Gegenüber, gepaart mit Wertschätzung unabhängig von seinem sozialen Stand sind die wesentlichen Merkmale eines Gentleman und sichern ihm den Respekt und die Sympathie seiner Umgebung“, sagt sie.
Das würde Adolph Freiherr von Knigge mit Sicherheit unterschreiben. Der Ahnherr der Etikette hatte im Jahr 1788 mit seinem Werk „Über den Umgang mit Menschen“ das bis heute gültige Standardwerk über die Grundregeln des menschlichen Miteinanders. Sein zentraler Satz lautet: „Interessiere dich für andere, wenn du willst, dass andere sich für dich interessieren.“
Als Präsidentin des deutschen Kniggebundes e.V. ist Stefanie Frieser auf dem aktuellen Stand des Wissens der Business-Etikette. Hier die wichtigsten Regeln im Überblick:
- Selbstbewusstsein zieht an
Ein Mann, der authentisch ist, zu seinen Stärken und Schwächen steht, gewinnt automatisch die Herzen seiner Mitmenschen – und nicht zuletzt die der Frauen. Denn Selbstbewusstsein hat nichts mit Selbstüberschätzung zu tun. Wer vorgibt, etwas zu können oder zu sein, ohne dieses Versprechen am Ende einzulösen, verliert an Achtung und Glaubwürdigkeit. Stefanie Frieser: „Es ist besser, seine Ecken und Kanten zu zeigen, auch eigene Missgeschicke offen einzugestehen und über sich zu lachen. Erst das macht einen Menschen nahbar und sympathisch.“ - Erst Herzensbildung macht den Gentleman
Bildung, Kultur und Stil wird oft gleichgesetzt mit einem Gentleman. Diese Eigenschaften schaden nicht, doch in erster Linie ist es ein Herz und eine mitfühlende Wesensart, die einen Gentleman ausmachen. Stefanie Frieser: „Unser Hausmeister ist kein hoch gebildeter Mann, trotzdem für mich der perfekte Gentleman. Er ist absolut authentisch, zugewandt, empathisch, lösungsorientiert und immer bei seinem Gegenüber. Ein großes Vorbild, an dem sich viele Männer ein Beispiel nehmen können.“
- Understatement zieht an
Mein Haus, meine Yacht, mein Auto: Niemand beeindruckt sein Gegenüber, wenn er sein soziales Standing oder seine Besitztümer demonstrativ zur Schau stellt oder thematisiert. Schon gar nicht, um eine attraktive Tischdame zu beeindrucken. Im Gegenteil: Sexy sind Bescheidenheit und Augenmaß, so Stefanie Frieser: „Wer etwa aus Vernunftgründen in der Großstadt von seiner Luxuskarosse auf einen umweltschonenden Kleinwagen oder Smart umsteigt, sammelt automatisch Sympathiepunkte. Denn solche Männer haben es nicht nötig, sich über Statussymbole zu definieren.“
- Entwickeln Sie echtes Interesse am Gegenüber
Empathie und Zugewandtheit sind Eigenschaften, mit denen sich ein Gentleman wohltuend von jenen Männern abhebt, die sich narzisstisch nur um sich selbst drehen. Stefanie Frieser: „Ein Gentleman lässt sich bewusst auf sein Gegenüber ein und zeigt ehrliches Interesse an dem, was er tut oder was ihn besonders interessiert.“
- Seien Sie authentisch
Wer nur Interesse heuchelt oder oberflächlich und lieblos kommuniziert, macht sich keine Freunde. Bestes Beispiel seien vorgedruckte Weihnachtskarten mit Unterschrift, die beim Empfänger in der Regel kein Gefühl der Wärme erzeugen. Stefanie Frieser: „Dann lieber keine Karte verschicken, sondern lieber zum Telefon greifen.“ Ein Gentleman nimmt sich auch hier bewusst Zeit für die Menschen, die ihm wichtig sind. „.Er schreibt seine persönliche Grußbotschaft mit der Hand und mit Tinte. Wichtig ist, sich vorher zu überlegen, was ihn mit diesem Menschen verbindet und wie er sich in Zukunft das Verhältnis oder die Zusammenarbeit vorstellt.“ Diese Art der Empathie lässt sich in gewissem Maße auch trainieren, so Stefanie Frieser:„Ermutigend ist vor allem die positive Reaktion auf diese Art zugewandten Verhaltens.“
- Schaffen Sie ein gutes Gesprächsklima
Der Tischnachbar oder die Tischdame will mit Ihnen über sein/ihr Hobby sprechen: Er/Sie sammelt tasmanische Mosaiksteine. Ein Thema, das Stefanie Frieser zufolge „an bedeutungsloser Wucht nicht zu übertreffen ist.“ Was also tun? „Fragen Sie, wie er zu diesem exotischen Hobby gekommen ist, dann lenken Sie geschickt das Thema auf den Kontinent oder den letzten Urlaub.“, so die Expertin. Wichtig sei, dass sich beide wohl fühlen im Gespräch. Dazu zählt auch: Meiden Sie Themen, über die es sich trefflich streiten lässt, allen voran Politik und Religion. „Das kann schnell den ganzen Abend zerblasen.“
- Das Handy bleibt aus
Ein Gentleman achtet seinen Gesprächspartner mehr als die eingehenden SMS oder Anrufe, die ihn während des Abends erreichen. Wer sein Smartphone demonstrativ vor sich auf den Tisch legt und während seines Dates oder Dinners jeden Anruf annimmt, erweist sich als respektlos. „Kein Anrufer hat den Anspruch, jederzeit für jeden erreichbar zu sein. Wir sind auch nicht verpflichtet zum Multitasking“, sagt Stefanie Frieser. Das bedeutet: Ein Gentleman lässt sein Handy während der Dauer des Gesprächs aus – und widmet sich voll und ganz seinem Gegenüber.
Beitrag erschienen bei T-Online.de / Foto by Freepik