Wie man mit Worten die Sonne scheinen lässt
Komplimente fühlen sich gut an. Deshalb gibt es auch einen Tag der Komplimente – und der wird am Sonntag gefeiert. Wie aber muss sich so ein Kompliment anhören, damit sich derjenige, dem man es macht, auch darüber freut? Die Nürnberger Zeitung hat bei Stefanie Frieser nachgefragt.
Sie muss es wissen. Sie ist nicht nur Kommunikations-Profi, sondern auch Knigge-Expertin. Ihre Kriterien für ein gutes Kompliment: „Es muss als allererstes einmal ehrlich gemeint sein“, sagt Frieser, „denn etwas, das von Herzen kommt, kann nicht schlecht sein.“ Friesers Profi-Tipp: „Bevor man ein Kompliment macht, sollte man sich in die Situation des Gegenübers hineinversetzen“, sagt sie, „man sollte sich genau überlegen, wie man sich mit dem Kompliment selbst fühlen würde.“ Um ein Kompliment zu machen, muss man aber manchmal noch nicht einmal sprechen. „Wenn man etwa mit einem neuen Kleid durch die Innenstadt läuft und noch etwas unsicher ist, ob es gut aussieht, dann aber bewundernde Blicke anderer Frauen erntet, dann sind das auch Komplimente“, meint Frieser. Und ehrliches Lob von der „Konkurrenz“, das fühlt sich ganz besondersgut an. Überhaupt gehe es bei Komplimenten nicht darum, besonders überschwänglich zu loben. „Es kommt immer darauf an, wer es sagt“, sagt Frieser und verweist auf regionale Unterschiede der Menschen. So sei etwa ein „Das sieht schön aus“ von einem introvertierten Menschen mindestens genauso viel wert wie ein „Das ist umwerfend“ von einem charmanten Spanier. Nichtsdestotrotz würde sich Frieser freuen, wenn es in Franken ein wenig mehr von der sonnigen Komplimente- Kultur südlicher Länder geben würde.
Was man aber unbedingt vermeiden sollte, wenn man ein Kompliment macht, ist falsches Lob. „Menschen sind sehr feinfühlig“, sagt Frieser, „das merkt man sofort.“ Bevor mandas tut, solle man lieber nichts sagen. Wie aber soll man auf ein Kompliment reagieren? „Es gibt Menschen, die nicht mit Komplimenten umgehen können“, sagt Frieser. Ihnen gibt sie den Tipp, das offen zu sagen und sich zu bedanken. „Konflikte entstehen immer durch Unsicherheit“, sagt sie, „wer diese aber offen kommuniziert, nimmt den Druck weg.“ Ein einfaches „Vielen Dank, aber ich kann schlecht mit Komplimenten umgehen“, sei deshalb eine elegante Lösung. Bedanken müsse man sich aber auf jeden Fall.
Wer gut mit Komplimenten umgehen kann, der profitiert sogar gesundheitlich von ihnen. Ein gutes Kompliment führe schließlich dazu, dass der Körper Botenstoffe wie Dopamin und Serotonin ausschüttet, sagt Prof. Wolfgang Söllner, Chefarzt der Psychosomatik am Klinikum Nürnberg. „Außerdem wissen wir, dass funktionierende Beziehungen dabei helfen, Stress zu bewältigen und Krisen zu meistern.“ Und Komplimente seien schließlich ein Schmiermittel im Miteinander. Schlechte Komplimente jedoch, also solche, hinter denen eine Absicht steckt, könnten auch Stress und Ärger hervorrufen. Wenn also der Chef Arbeit lobt, um dem Mitarbeiter nur noch mehr Aufgaben aufzubrummen, dann spüre dieser die Manipulation ganz schnell. Glücksbotenstoffe gibt es dafür keine.
Am Tag der Komplimente soll es aber nur gutes Lob geben. Kathy Chamberlin und Debby Hoffman haben den Tag schließlich vor 18 Jahren deshalb ins Leben gerufen, dass nahestehenden Personen gezeigt wird, dass sie gemocht werden. Die beiden Erfinderinnen betonen auch, dass nicht wahllos jedem ein Kompliment gemacht werden sollte. Stattdessen solle man sich genug Zeit nehmen, um sich für jede Person ein eigenständiges und liebevolles Kompliment zu überlegen.
„Jeder Menschhat etwas Schönes an sich“, sagt Frieser. „Es muss nicht immer das Aussehen sein“, sagt sie, „man kann auch die Ausstrahlung, das Wesen oder den Charakter loben.“
Quelle: Nürnberger Zeitung