Knigge Alltagsfragen: Dialekt im beruflichen Umfeld
Leser der Nürnberger Nachrichten stellen Alltagsfragen rund um das menschliche Miteinander.
Heute geht es um den eigenen Dialekt: Darf ich in meinem beruflichen Umfeld Dialekt sprechen oder sollte ich das besser unterdrücken?“
Es antwortet Knigge-Expertin Stefanie Frieser:
Grundsätzlich kann man es so formulieren: Die Schnittmenge von Dialekt und der Kommunikationsmöglichkeit mit meinem Gegenüber sollte relativ groß sein. Sprich, ich muss natürlich noch verständlich sein für meinenGesprächspartner. Gegen eine Färbung ist aber gar nichts einzuwenden. Man merkt bei vielen von uns, dass wir aus Bayern kommen. Dazu sollte man auch ruhig stehen. Schließlich gehören regionale, sprachliche Färbungen zu dem jeweiligen Bundesland wie die unterschiedlichen Speisen.
Zu hören, woher jemand kommt, muss kein Nachteil sein. Im Gegenteil, es kann auch sympathischer und glaubhafter wirken.
Was man auf gar keinen Fall tun sollte, ist, zu versuchen, die Färbung krampfhaft zu verheimlichen und zuunterdrücken. Dann wird es geschraubt und unnatürlich.
Hierzulande kann es dann vorkommen, dass der Franke vor lauter Bemühen ein „hartes“ P oder T einbaut, wo es gar nicht hingehört. Oder das G wird zum K. Statt „Knigge“ heißt es dann „Knikke“. Das sollte man lassen, sonst läuft man Gefahr, sichlächerlich zu machen. Man wirkt dann auch nicht mehr authentisch.
Am besten sollte man natürlich und verständlich sprechen, ohne seine regionale Herkunft zu verleugnen. Dazu gehören allerdings auch Selbstbewusstsein und eine gewisse Eigenliebe. Wer sich nicht sicher ist, wie er sprachlich rüberkommt, und an der eigenen Aussprache etwas feilen möchte, der kann sich zum Beispiel mit einem Diktiergerät oder dem Handy aufnehmen und sich dann einmal selbst anhören. Oder man lässt sich die Wirkung von guten Freunden widerspiegeln. Übrigens: Für sich zu beanspruchen, das „wahre Hochdeutsch“ zu sprechen und sich über andere zu erheben oder lustig zu machen, ist ein Zeichen mangelnder Wertschätzung.
Allerdings gibt es natürlich Bayernwitze, Sachsenwitze oder Preußenwitze. Zu bierernst sollte man die Sache mit dem Dialekt also auch nicht nehmen.
Quelle: Nürnberger Nachrichten